Oft verpasst, habe ich am vergangenen Donnerstag endlich Lucia Di Lammermoor von Gaetano Donizetti gesehen. Die Inszenierung von Giancarlo del Monaco hatte bereits 1989 Premiere in Karlsruhe und befindet sich in dieser Spielzeit in der dritten Wiederaufnahme am Staatstheater in einer Neueinstudierung von Robert Tannenbaum.

Die musikalische Leitung hat Eraldo Salmieri übernommen, der als Gast in Karlsruhe tätig ist und zusammen mit der Badischen Staatskapelle die Musik Donizettis oft sehr pointiert und manchmal schon fast zu elanvoll herüberbrachte. Hier war auch irgendwie der Knackpunkt der Inszenierung: Das genial düstere Bühnenbild unterstützte zwar hervorragend die tragischen Handlung des Stückes, passte damit aber nicht immer zur Musik oder zur Darbietung der Darsteller. Warum musste ich bei Andrea Cesare Coronella, der als Gast die Rolle des Sir Edgardo übernommen hat, nur immer an eine andere Oper Donizettis, L’elisir d’amore, denken. Wenngleich er mit ausgezeichnetem Gesang überzeugen konnte.

Gefreut hatte ich mich auf Ina Schlingensiepen, die ich, wenn sie auch sicherlich nicht den kräftigsten Sopran im Ensemble hat, immer wieder gerne höre. Die schwierigen Koloraturen der Partie der Lucia meisterte sie dann ausgezeichnet und sah während Il dolce suono – Spargi d’amaro pianto auch noch „wahnsinnig“ gut aus. Walter Donati machte einen gewohnt guten Job als Lord Enrico und auch die Nebenrollen überzeugten.

Abgesehen von der etwas statischen ersten Hälfte und dem zwar tollen, aber etwas zu düstern Bühnenbild, bin ich zufrieden mit etwa 15° Schlagseite nach der dreistündigen Vorstellung nach Hause gegangen.

PS: Kann jemand bestätigen, dass die bisher wirklich hervorragende hausgemachte Rote Grütze im Theater deutlich süsser geworden ist?