Oft verpasst, habe ich am vergangenen Donnerstag endlich Lucia Di Lammermoor von Gaetano Donizetti gesehen. Die Inszenierung von Giancarlo del Monaco hatte bereits 1989 Premiere in Karlsruhe und befindet sich in dieser Spielzeit in der dritten Wiederaufnahme am Staatstheater in einer Neueinstudierung von Robert Tannenbaum.
Die musikalische Leitung hat Eraldo Salmieri übernommen, der als Gast in Karlsruhe tätig ist und zusammen mit der Badischen Staatskapelle die Musik Donizettis oft sehr pointiert und manchmal schon fast zu elanvoll herüberbrachte. Hier war auch irgendwie der Knackpunkt der Inszenierung: Das genial düstere Bühnenbild unterstützte zwar hervorragend die tragischen Handlung des Stückes, passte damit aber nicht immer zur Musik oder zur Darbietung der Darsteller. Warum musste ich bei Andrea Cesare Coronella, der als Gast die Rolle des Sir Edgardo übernommen hat, nur immer an eine andere Oper Donizettis, L’elisir d’amore, denken. Wenngleich er mit ausgezeichnetem Gesang überzeugen konnte.
Gefreut hatte ich mich auf Ina Schlingensiepen, die ich, wenn sie auch sicherlich nicht den kräftigsten Sopran im Ensemble hat, immer wieder gerne höre. Die schwierigen Koloraturen der Partie der Lucia meisterte sie dann ausgezeichnet und sah während Il dolce suono – Spargi d’amaro pianto auch noch „wahnsinnig“ gut aus. Walter Donati machte einen gewohnt guten Job als Lord Enrico und auch die Nebenrollen überzeugten.
Abgesehen von der etwas statischen ersten Hälfte und dem zwar tollen, aber etwas zu düstern Bühnenbild, bin ich zufrieden mit etwa 15° Schlagseite nach der dreistündigen Vorstellung nach Hause gegangen.
PS: Kann jemand bestätigen, dass die bisher wirklich hervorragende hausgemachte Rote Grütze im Theater deutlich süsser geworden ist?
3 Kommentare
bin aus China, 24, seit 2.5 Jahren in Deutschland geblieben und bleibe momentan als Praktikant im Einsatz in Stuttgart(bis ende März)und ebenso zu dieser Lucia am 14.02 gegangen. Im grossen und ganzen befriedigt, insb. die Inszenierung..sehr originalgetreu und doch Abwechslungsreich
Frau Schlingensiepen habe ich am 11.01 auch in Zauberflöte als Königin der Nacht erlebt, damals gelegentlich sehr hohe Noten verfehlt(bspw die f3 in der ersten Arie „O zittern nicht“), diesmal wird die hohe Lage von Lucia nicht ganz so inhuman wie Königin, und wirklich ziemlich gut interpretiert. Gelegentlich ein bisschen zu steif in der superhohen Lage.
Der Tenor gefällt mir nicht so sehr, mehr Schleim als Stimme fast(könnte in schlechter Tagesform sein), doch in einigen kritischen Momenten kräftige Wirkung herausgebracht.(bspw b2 am Ende der Friedhof Arie)
Bariton etwas zu dünn, deshalb doch gute Höhe.Bass mit angenehmer Resonanz, doch zu schwach in der Höhe, fast Höhenausfall.Mezzo einfach fade..Den Tenor in Rolle von Arturo fand ich kompetenter als den als Edgardo.
btw, bei Zauberflöte habe ich eine bisher schönste Stimme aus meiner Sicht(ich habe insgesamt nur rund um 20 Opernvorstellungen gesehen, jedoch auch in großen Häusern wie München, Essen oder Zürich) erlebt, Berit Barfred Jensen als Pamina, einfach einwandfrei(zumindest in so einem mittelmäßigen Opernhaus).
Schlagseite? Von was denn Schlagseite? Von der süßen Grütze?
Nö, nicht von der Grütze, sondern vom lustigen Bühnenbild. Das war nämlich einige Grad nach links gedreht …