Der Karlsruher Ring des Nibelungen am Staatstheater Karlsruhe fand gestern seinen Abschluss mit der Premiere der „Götterdämmerung“. Vor ausverkauftem Haus steuerte die Handlung über gut fünfeinhalb Stunden auf das Ende der Parabel zu.
Nachdem Brünhilde und Siegfried sich vermählt haben, überläßt Siegfried ihr den Ring, bevor er Richtung Gibichungenhof aufbricht. Dort verabreicht ihm Hagen, der Sohn von Alberich, einen Trank des Vergessens, damit er sich in Gutrune verliebt. Gunther, der Bruder Gutrunes, dagegen soll nach Hagens Willen Brünhilde ehelichen. Die folgenden Intrigen enden in einem großen Finale, in dessen Verlauf alle Beteiligten sterben und der Ring aus Brünhildes Hand den Rheintöchtern zurückgegeben wird. Nur Alberich überlebt.
Leider setzte sich mit der Inszenierung der „Götterdämmerung“ der Trend fort, den Regisseur Denis Krief mit „Siegfried“ begonnen hat. Im Gegensatz zu den beiden verheißungsvollen ersten Teilen „Das Rheingold“ und „Die Walküre“ geht sein Konzept der großen Linien und genauen Personenführung in dieser Aufführung nicht auf. Zwar gibt es starke Szenen, wenn etwa im zweiten Akt in der Gibichungenhalle das Mordkomplott an Siegfried geschmiedet wird, aber viel zu oft bleiben die gezeigten Bilder zu inhaltsleer. Am Ende ist die Bühne voll mit Holzkisten und die Protagonisten ziehen im Kreis noch einmal am Publikum vorbei, doch der Sinn will sich nicht so recht erschliessen.
Der andere Trend, der sich glücklicherweise fortsetzte, war die ausgezeichnete Leistung des Orchesters unter der Leitung von Anthony Bramall. Wieder merkte man den Musikern an, welche Freude sie an der wagnerischen Musik haben und so liesen sie sich vom Dirigenten zu einer beeindruckenden Darbietung antreiben. Damit konnte die Musik über die eine oder andere langweilige Stelle der Inszenierung hinweghelfen.
Hervorzuheben aus der insgesamt sehr guten Sängerriege ist sicherlich Ulrich Schneider, der als Hagen eine starke Vorstellung gab. Stefan Scholl als Alberich und Walter Donati als Gunther haben genauso überzeugt, wie wieder Caroline Whisnant und Edith Haller als Brünhilde un Gutrune. In einer der schönsten Szenen durften Ina Schlingensiepen, Tamara Gura und Sabrina Kögel als Rheintöchter versuchen den Ring aus den Händen Siegfrieds zu entführen. Doch Siegfried an dieser Stelle genauso kraftvoll wie der Tenor von Lance Ryan blieb standhaft.
Viel Applaus für Darsteller und Orchester und nicht wenige Buhrufe für Dennis Krief am Ende der Vorführung, die sicherlich, wenn man den ganzen Zyklus betrachtet, stark übertrieben waren. Leider konnte die „Götterdämmerung“ nicht ganz das Versprechen erfüllen, dass mit den beiden ersten Teilen gegeben wurde.