Wie letzte Woche bereits angekündigt wurde gestern Abend in Karlsruhe die Premiere von Puccinis Oper „Turandot“ gegeben. Von Giacomo Puccini nie vollendet, wurde die Oper nach seinem Tod in der Regel mit einem später hinzukomponierten Schluss aufgeführt. Am Badischen Staatstheater entschloss man sich hingegen die Aufführung mit dem letzten Ton Puccinis nach guten zwei Stunden enden zu lassen.
Inspiriert von einem Märchenstück des venezianischen Dramatikers Carlo Gozzi erzählt Puccini die Geschichte der eiskalten Prinzessin Turandot in einem mystischen China am Hofe Kaiser Altums. Nur die Kostüme auf einer fast leeren Bühne zu Beginn des Stückes erinnerten an den chinesischen Hintergrund der Geschichte. Erst im zweiten Akt, wenn von den kaiserlichen Ministern Ping, Pang und Pong die neue Prüfung vorbereitet wird, wird die Bühne mit Puppen besiedelt. Der groß besetzte Chor war in seinen Auftritten meist über den Köpfen der Solodarsteller auf der gesamten Breite der Bühne präsent. Zum Ende mit dem Tode der Sklavin Liu finden sich die Darsteller erneut auf einer leeren Bühne wieder.
Hmmm …
Statt eine bunte Kostümoper zu inszenieren, wie es der mystisch chinesische Hintergrund vielleicht nahegelegt hätte, hat sich Regisseur Denis Krief mit seinem Bühnenbild sehr zurückgehalten und nur einige abstrakte symbolische Requisiten verwendet. Lediglich im zweiten Akt bevölkert er die Bühne mit Menschen darstellenden Puppen und setzt damit eine wirklich interessante und wirkungsvolle Idee um. Denn Caroline Whisnant als Prinzessin Turandot und Lance Ryan als Fürst Kalaf singen, statt direkt miteinander, jeweils mit einer, dem anderen ähnlich sehenden, Puppe. Auch das Spiel der Darsteller legte Krief – fast zu – zurückhaltend an, bis auf die drei Minister Ping, Pang und Pong, gesungen von Klemens Sander, Andreas Heideker und Matthias Wohlbrecht, die an vielen Stellen wohl komisch sein sollten, aber eher albern gewirkt haben. Der maximal besetzte Chor dagegen wurde sehr schön in Szene gesetzt.
Es verwundert wenig, dass Puccini den nie geschriebenen Schluss seiner Oper wenig bombastisch anlegen wollte, hatte das Orchester doch in den ersten drei Akten genügend Gelegenheit, den Chor bei seinen wuchtigen Einlagen zu unterstützen. Hier hätte dann vielleicht doch etwas auf die Lautstärke geachtet werden sollen, die teilweise einfach zu laut ausfiel. Abseits dieses Kritikpunktes muss man dem Orchester unter der Leitung von Anthony Bramall, ebenso wie dem Chor, eine beachtliche Leistung attestieren.
Der Musik Puccinis kann man sich vor allem im dritten Akt kaum entziehen. Da ist natürlich die wohl berühmteste Arie überhaupt, „Nessun Dorma“, die Lance Ryan bravourös meisterte, wenn ihm auch die Anspannung dabei anzumerken war. Noch intensiver wurde es aber gegen Ende, wenn sich auch die Handlung mit Lius Freitod auf den Höhepunkt zubewegte. Der warme Sopran von Rosita Kekyte gab die Partien der Liu ausgezeichnet wieder und harmonierte gestern wunderbar mit Lance Ryan. Leider passte Caroline Whisnant als Turandot nicht wirklich zu den beiden, obwohl sie die schwere Partie gut gesungen hat.
Die Beteiligten wurden dann am Ende mit lang anhaltendem Applaus und Bravo-Rufen belohnt. So ist die große italienische Oper am Staatstheater in Karlsruhe jedenfalls ein Genuss.