Am Freitag abend hatte ich das Vergnügen zusammen mit meinem Großvater, seiner Freundin und meiner Schwester, an einem Essen mit Weinprobe in der Wein Villa in Heilbronn teilnehmen zu können. Das Thema des Abends war „Cuvées aus Küche und Keller“. Cuvée ist in Deutschland ein recht neuer Begriff für einen Verschnitt von verschiedenen Rebsorten um neue und interessante Geschmacksrichtungen zu erzeugen.

Der Abend begann mit Verspätung, da einige der angemeldeten Gäste zu spät erschienen. Schliesslich hatten sich gegen halb acht dann aber ungefähr vierzig Gäste in drei Räumen der Wein Villa (welche ein umgebautes Wohnhaus ist) versammelt. Das Ambiente in diesen Räumen des oberen Stockwerks war angenehm und einer solchen Veranstaltung angemessen. Der Küchenchef in der Wein Villa ist seit Anfang 2005 Franz-Josef Schnattinger und die Auswahl der Weine und die Moderation des Abends übernahm Jürgen Müller vom Weingut Drautz-Hengerer.

Zunächst wurden drei kalten Vorspeisen zusammen auf einem Teller serviert, was ich als eine gute Idee empfand. Zu jeder Vorspeise wurde ein anderer Wein gereicht, der den Fisch, das Fleisch und das Geflügel entsprechend begleiten sollte.

Den Auftakt machte marinierte rote Meerbarbe mit Pinienkernen, Rosinen und Zimt, dazu eine Cuvée „M“ feinherb vom Weingut Drautz-Hengerer. Cuvées werden aktuell wohl hauptsächlich trocken erzeugt und diese feinherbe Cuvée stellte somit die Ausnahme an diesem Abend dar. Der Wein wurde als frisch, spritzig vorgestellt und besteht in der Hauptsache aus Riesling. Mich errinnerte der Wein im Aroma leider sofort an einen Schaumwein, wie zum Beispiel Freixenet. Zum Glück war er im Geschmack dann etwas anders, konnte mich aber in keinster Weise überzeugen. Dafür war der Küche die Meerbarbe umso besser gelungen. Es war ein wunderbar interessanter Gegensatz zwischen der sanft in Essig marinierten Meerbarbe und den nussigen Pinienkernen und der Süße der Rosinen.

Die zweite Vorspeise war pochiertes Kalbsfilet in der Kräuterkruste mit Thunfischsoße. Dazu gab es ein Drei Tauben Weißeincuvée vom Weingut Drautz-Abele. Diese Cuvée empfand ich als deutliche Steigerung zur ersten. Sie war deutlich trockener, obwohl mit einem Teil Kerner gemischt, ließ mich aber die Vorspeise genießen ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Mit der Vorspeise hat der Koch wieder versucht einen geschmacklichen Gegensatz, diesmal zwischen Fisch und Fleisch zu erzeugen, was nicht so perfekt wie bei der Meerbarbe gelang. Das Kalbsfleisch war zart, ging allerdings gegenüber der Thunfischsoße etwas unter. Die Kräuterkruste konnte leider ausschliesslich durch den Geschmack von Petersilie auf sich aufmerksam machen.

Als dritte und letzte Vorspeise fand ich auf meinem Teller rosa gebratenes Entenbrüstchen mit Sauce Cumberland vor. Die begleitende Cuvée war eine Wild „S“ Wildmuskat mit Spätburgunder vom Weingut Amalienhof, die das Problem hatte, daß ich Wildmuskat nicht wirklich mag. Dieser Wildmuskat war wesentlich intensiver im Geschmack als zum Beispiel ein Gewürztraminer und dominierte den Spätburgunder und das Essen zu sehr. Allerdings konnte auch die Vorspeise nicht überzeugen. Die kalte Entenbrust war fast etwas zu trocken und hatte keinerlei Feinheiten im Geschmack. Dazu eine Sauce Cumberland, die einfach nur süß war und nichts von ihrem eigentlich pikanten Geschmack preisgab.

Nach dem Vorspeisenteller, auf dem sich übrigens noch ein Feldsalat befand, wurde eine kleine Pause eingelegt, die mit einem Zitronensorbet mit Secco überbrückt wurde. Leider dauerte es etwas lange, bis jeder Gast das Zitronensorbet bekommen hatte.

Als Hauptgericht wurde Hirschkeule unter der Dörrobstkruste mit Kartoffelstrudel und Brokkoli serviert. Dazu zwei Rotweincuvées, eine vom Weingut Albrecht-Kiessling und die zweite von der Genossenschaftskellerei Heilbronn-Erlenbach-Weinsberg. Beide Cuvées waren im Barriquefaß gereift, was sie geschmacklich auch deutlich zeigten. Insbesondere die Cuvées vom Weingut Albrecht-Kiessling konnte mich überzeugen. Die Hirschkeule war jedoch die Glanzleistung der Küche an diesem Abend, genau auf den Punkt gebraten und mit einer wunderbaren Dörrobstkruste, die vor allem nicht zu süß war. Leckerer Kartoffelstrudel rundete das Gericht ab, lediglich der Brokkoli kam etwas zu gewöhnlich und zu weich auf den Teller. Glücklicherweise hatte der Küchenchef darauf verzichtet hier auch einen geschmacklichen Gegensatz zu erzeugen.

Zum Dessert gab es eine mit Gorgonzolacreme gefüllte Birne auf Aprikosensoße. Dazu ein Riesling Eiswein vom Weingut Drautz-Hengerer. Der Wein hatte eine schöne intensive Süße, allerdings keinen sehr angenehmen Duft. Vor diesem Gang wurde die sehr gemischte Gästeschar vorgewarnt sich nicht von dem enthaltenen Gorgonzola abschrecken zu lassen und sich auf die Kombination mit der Süße der Birne, der Aprikosensoße und des Eisweins einzulassen. Leider war diese Vorsicht auch der Gorgonzolacreme anzumerken, die deutlich rezenter hätte ausfallen dürfen.

Hmmm …

Die Organisation und Moderation des Abends ließ erkennen, daß solche Veranstaltungen in der Weinvilla nicht jede Woche durchgeführt werden. Es hat alles geklappt, lief aber nicht perfekt rund.

Zum Wein möchte ich mir kein allzu ausführliches Urteil erlauben, da ich mich zu wenig in der Materie auskenne. Ein großartiges Erlebnis war für mich allerdings nicht dabei und bei einigen der Cuvées fiel mir die Zusammenmischung der verschiedenen Weinsorten und Geschmacksrichtungen sehr unangenehm auf. Einzig die beiden Rotweine finde ich empfehlenswert.

Das Essen habe ich im vorstehenden Text teilweise sehr kleinlich kritisiert. Das ist in der Regel ein Zeichen dafür, daß es mir sehr gut geschmeckt hat. In der Summe handelte es sich um meines Erachtens sehr interessant zusammengestellte Gerichte, die in hoher Qualität serviert wurden. Die Gerichte waren nicht perfekt, insbesondere die Entenbrust fiel etwas ab und das Dessert war zu verhalten, aber sie laden unbedingt zu weiteren Besuchen in der Wein Villa bei Franz-Josef Schnattinger ein.

Sehr angenehm überrascht war ich vom Preis des Abends. Pro Person wurden für Essen und Wein gerade 30 Euro fällig. Das ist sicherlich auch der Vorstellung der Cuvées der beteiligten Weingütern zu schulden und vermutlich á la carte nicht zu machen.

Das vollständige Menü:

  1. Marinierte rote Meerbarbe mit Pinienkernen, Rosinen und Zimt,
    dazu ein Cuvée „M“ feinherb
  2. Pochiertes Kalbsfilet in der Kräuterkruste mit Thunfischsoße,
    dazu ein Drei Tauben Weißweincuvée
  3. Rose gebratenes Entenbrüstchen mit Sauce Cumberland,
    dazu ein Wild „S“ Wildmuskat mit Spätburgunder
  4. Hischkeule unter der Dörrobstkruste mit Kartoffelstrudel und Brokkoli,
    dazu ein Privatkeller Rotweincuvée trocken und ein St. Kilian Rotwein
  5. Mit Gorgonzolacreme gefüllte Birne auf Aprikosensoße,
    dazu ein Riesling Eiswein