Eigentlich wollte ich mich ja zurückhalten mit Kommentaren zu Kinofilmen wie man sie so häufig in so vielen Blogs findet. Der Film, den ich gestern in der Sneak gesehen habe, hat allerdings einige Bemerkungen verdient. Es geht um „Running Scared“ und ich habe mich nach einem Kinobesuch lange nicht mehr so geärgert.
Der Film ist technisch gut gemacht, vor allem die erste halbe Stunde wartet mit stilistischen Mitteln auf, die mir wirklich richtig gut gefallen haben. Bis dahin ist die Story von einem Kriminellen, der eine Tatwaffe nicht gründlich genug verschwinden läßt und deshalb richtigen Ärger am Hals hat, auch noch ansehbar. Abgesehen davon, dass auch die technische Qualität in der zweiten Hälfte stark nachläßt hat mich eine Sache wirklich richtig geärgert: Der Film glorifiziert die Selbstjustiz in einer Art, wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen haben. Früher hätte Charles Bronson solche Filme gemacht und selbst da hätte es noch den Unterschied gegeben, dass Charles Bronson immer motiviert durch ein persönliches Unheil war, welches ihm widerfahren ist (seine Tochter wurde vergewaltigt, seine Frau umgebracht und so weiter). In diesem Machwerk allerdings erheben sich die Darsteller zum Richter über Leben und Tod, wenn zum Beispiel Teresa ein kinderschändendes Ehepaar einfach so erschießt, obwohl sie auch die Polizei hätte rufen können. Ganz abstrus wird es als sich die Hauptfigur Joey als verkabelter Undercovercop entpuppt und im Showdown einen überwältigten Mafia-Boss tötet. Die „Rechtfertigung“ für seine Tat bekommt er dann auch sofort von seinen dazueilenden Kollegen geliefert: Leider ist die Funkverbindung zum versteckten Mikro schon lange Zeit vor den belastenden Aussagen ausgefallen. Das der Cop am Ende noch einen Zuhälter umbringt, der in zugegebenermaßen angreift, aber Notwehr sieht in der Regel anders aus als eine aufgeschlitze Kehle, passt dann noch ins – schlechte – Bild. Über die klischeebehafteten Kriminellen, der italienischen Mafia, drogenbrauende Russen und kinderschändenen Deutschen will ich mich dann schon gar nicht mehr äussern. Natürlich widerfährt dem Helden am Ende nur Gutes und er kommt zusammen mit seiner Frau, der Mörderin, in ein Zeugenschutzprogramm, derweil ich hoffe, dass auch in den USA eine solche Belohnung für einen weit über das Ziel hinausschiessenden Polizisten nur im Film und nicht in der Realität möglich ist.