Nach viel Mozart und Wagner in der letzten Spielzeit hatte sich das Badische Staatstheater für dieses Jahr einer Oper von Richard Strauss als Herausforderung angenommen, die in den achtziger Jahren schon einmal für erstaunliche dreizehn Spielzeiten in Karlsruhe auf dem Programm stand. Im Jahr 1915 vollendete Richard Strauss mit Die Frau ohne Schatten eine seiner anspruchsvollsten Partituren und vergangenen Samstag hatte die knapp vier Stunden lange Oper Premiere in Karlsruhe.

Es geht um den Leidensweg zweier Paare. Die Kaiserin eines weit entfernten Traumlandes wirft keinen Schatten und kann auch auch keine Kinder bekommen. Wenn sich dieser Zustand zu einer bald ablaufenden Frist nicht ändert, wird der Kaiser sich in Stein verwandeln. Deshalb will die Kaiserin bei den Menschen ihren Schatten gewinnen und sucht sich dazu die ebenfalls noch kinderlose Färbersfrau aus. Der Handel von Schatten und ungeborenen Kindern gegen Reichtum kommt zustande. Schliesslich entscheidet sich die Kaiserin aber doch für das Menschsein und die Liebe der beiden Paare sorgt für ein glückliches Ende.

Hmmm …

„Nun will ich jubeln“ singt der Färber Barak am Ende und das Publikum hat es ihm gleich getan. Darsteller, Orchester und Aufführung erhielten völlig zu Recht lange anhaltenden Applaus.

Robert Tannenbaum verzichtete auf die Darstellung eines klassischen Märchens und setzte zusammen mit Peter Werner auf eine klare und szenische Bühne mit wenigen, aber doch symbolträchtigen, Elementen. Die Inszenierung entwickelte sich dadurch zu einer kurzweiligen Angelegenheit, da man, während man der wunderbaren Musik von Richard Strauss lauschte, immer wieder über den Sinn und Zweck des einen oder anderen Gegenstand rätseln konnte.

Kaiserin und Kaiser, dargeboten von Kirsten Blanck und Lance Ryan, und Färberin und Färber, dargeboten von Caroline Whisnant und Marcus Jupither, boten zusammen mit Wilja Ernst-Mosuraitis als Amme eine so überzeugende Leistung, dass es die kommende Galabesetzung schwer haben dürfte, Besseres zu zeigen. Marcus Wilja Ernst-Mosuraitis mit wunderbar weichem Bariton, Caroline Whisnant mit unglaublicher Dynamik und eine diabolische anmutende Wilja Ernst-Mosuraitis. Kirsten Blanck nach manchen Geschmack mit vielleicht etwas zu zuviel Vibrato und Lance Ryan ganz anders als in seiner Rolle als wagnerischer Heldentenor.

Kraftvoll und dynamisch brachte die große Besetzung der Badischen Staatskapelle unter der Leitung von Anthony Bramall die Dramatik der Musik zur Aufführung und hinterließ einen überwältigenden Eindruck. Wunderbar das Solo von Janos Ecseghys an der Violine im dritten Akt und die Darbietung von Thomas Gierons am Violoncello. Schön auch, dass in Karlsruhe eine Glasharmonika gespielt von Philippe Margerres eingesetzt wird, deren ätherischen Klänge nicht hätten fehlen dürfen.

Unbedingt anschauen und anhören.